Als gebürtiger Lipper, den es zwar mittlerweile ins Ausland verschlagen hat, na gut, nicht wirklich Kontinente weit weg, sondern „nur“ ins Münsterland, gibt es ein Gericht aus meiner Heimat, das ich hier nicht wirklich kriege und selbst eigentlich viel zu selten mache, und das ist Lippischer Pickert.
Wer mit diesem Namen jetzt nicht wirklich viel anfangen kann, entweder weil er kein Lipper ist – es sei Euch verziehen – oder weil er bei einem Besuch im herrlichen Lipperland keinen Pickert serviert bekommen hat, dem soll dann jetzt sofort Erleuchtung zu Teil werden:
Lippischer Pickert ist ein pfannkuchenartiges Gericht, in dem, zusätzlich zu den erwarteten Zutaten, wie Mehl, Milch und Eiern, außerdem noch Kartoffeln und Hefe enthalten sind. Der Ursprung des Wortes Pickert kommt vom plattdeutschen Wort „pecken“, was so viel wie kleben bedeutet, da der Pickert Teig während der Zubereitung sehr klebrig wird.
Eigentlich war der Pickert einst ein „Arme Leute Essen“ in Lippe und den umliegenden Gegenden, in denen aufgrund des kargen, sandigen Bodens nicht besonders viel angebaut werden konnte und der einfache Bewohner auf wenige und vor allem einfache Lebensmittel zurückgreifen musste. Heute ist er wohl sowas wie DAS lippische „Nationalgericht“. Wurde er früher oft nur aus den Zutaten gemacht, die es in jedem einfachen Haushalt sowieso gab, oft zum Beispiel auch mit Buchweizenmehl anstelle von normalem Mehl, und ohne teure Lebensmittel, wie Rosinen und Zucker. Pickert mit Rosinen galt damals schon als „Neureichenpickert“, Gebacken wurde er direkt auf der heißen Platte des mit Torf oder Holz befeuerten Herds, die mit einer Speckschwarte eingerieben wurde.
Torfbefeuerte Herde sind heutzutage dann doch eher selten geworden, also tut es heute natürlich auch eine gute Pfanne, vorzugsweise aus Gusseisen. Rosinen gehören traditionell heutzutage doch in den Teig und zum Lippischen Pickert gehört neben einer guten Tasse Kaffee etwas Butter und Rübenkraut oder, auch wenn das eventuell für den einen oder anderen eigenartig klingt, ein Stück gute Lippische Leberwurst. Wer sich das nicht vorstellen kann, probiert es doch einfach mal, denn da der Pickert an sich nicht wirklich besonders süß ist, geht das sehr gut zusammen. Wer möchte, kann ihn natürlich auch mit Marmelade bestreichen oder auch ganz ohne essen.
Das Rezept
Lippischer Pickert
Print RecipeIngredients
- 500 g Kartoffeln
- 500 g Mehl
- 300 ml lauwarme Milch
- 5 Eier Größe M
- 1 Würfel Hefe (42 g)
- 1 TL Salz
- 1 EL Rübenkraut
- 50 g Rosinen
- Öl zum Ausbacken
Instructions
Rübenkraut und Hefe in der lauwarmen Milch auflösen und 20 min. gehen lassen.
In der Zwischenzeit Kartoffeln schälen und fein reiben. Je feiner, desto besser.
Kartoffeln, das Hefe-Milch Gemisch, Mehl und Eier zusammen mit 1 TL Salz in einer großen Schüssel zu einem dickflüssigen Teig vermischen und an einem warmen Ort ca 1,5h gehen lassen, bis sich der Teig ungefähr verdoppelt hat.
Ist der Teig schön gegangen, die Rosinen zugeben und alles noch einmal gut durchrühren.
Öl in einer Pfanne erhitzen und den Teig goldbraun zu kleinen Puffern ausbacken. Warm servieren. Traditionell dazu serviert wird Rübenkraut und/oder Lippische Leberwurst und eine Tasse Kaffee.